Tagebuchschreiben für Schreiblustige - Teil 2

Tagebuch

Wie können Tagebücher das eigene Schreiben beflügeln? Grundsätzliches zum Tagebuchschreiben habe ich schon letzte Woche hier gezeigt.

 

[Wie man sich als bedeutender schreibender Mensch hinstellt und das Tagebuch auf eine spätere Veröffentlichung hin führt, auf das die eigenen Seiten einmal alle beeindrucken werden und die Nachwelt vor Erfurcht erstarren wird… nun, dass soll hier keine Rolle spielen.]

 

Bleiben wir geerdet, bleiben wir bei uns und unserem Schreiben.

 

Das Tagebuch verhilft zu einer Routine.

Auf der Suche nach etwas mehr Regelmäßigkeit und Platz für das Schreiben in unserem Alltag hilft uns das Tagebuch. Hier können wir ausprobieren, wie und wann uns das Schreiben gelingt, ohne dass wir uns schon um Themen und Plots Gedanken machen müssten. Probieren wir es aus.

 

Das Tagebuch zeigt uns die Richtung

Beim Schreiben lernen wir uns tiefer kennen und finden heraus, was uns immer wieder beschäftigt. Mögliche Themen für andere Projekte erscheinen beim alltäglichen Schreiben.

Das eigene Tagebuch wird zur Fundgrube und Inspirationsquelle.

 

Beim Tagebuchschreiben können wir dazu lernen

Indem wir Stile wechseln und experimentieren, können wir unser Schreiben weiter entwickeln. Vorteil ist, das hier unser eigenes Erleben das Thema bildet: Üben, ohne sich Geschichten ausdenken zu müssen.

 

Die folgende Anregungen sind einem phantastischen und sehr empfehlenswerten Buch entlehnt: Was wäre, wenn? Schreibübungen für Schriftsteller von Anne Bernays und Pamela Painter. (link)

 

Zum Beispiel können wir beim Tagebuch schreibend ausprobieren:

  • Beobachtungen zu schildern und dabei genaue Bilder entstehen zu lassen. Bsp:Die Aprikosen, die ich heute essen werde, sind süß, weich und von einer orangegoldenen Farbe, die kein Maler mischen kann.
  • Tagebuch schreiben ohne das Verb sein zu verwenden – das ist sehr schwer, aber so sind wir gezwungen, neue Formulierungen zu finden, die meist besser sind. Bsp: statt: Ich bin müde – Heute kann ich nur langsam denken, die Augen tun weh und ich sehne mich nach meinem roten Kissen
  • Perspektivwechsel einüben: Schreiben wir in der dritten Person, also über uns, dann wieder kommentierend in der ersten Person. Welche Perspektive drückt am besten aus, was ich sagen will? Bsp: Sie saß da, starrte vor sich hin und tat nichts. – ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll. Deshalb bleibe ich sitzen – es hat ja doch keinen Sinn
  • Dialekte, Babysprache, Akzente – beschreiben wir unseren Tag doch mal so Bsp: Ruhe haben will, alle alle weg
  • Listen: die Tagesereignisse als Substantive auflisten oder als Verben; Adjektive; Schlagzeilen, die mir unterkommen. Bsp: Bett, Kaffeetasse, Nutellamesser, Tasche, Autoschlüssel, Regenschirm…

 

Nicht umsonst schreiben viele Autoren und kreative Menschen Tagebuch. Es kann so vieles sein: Experimentierfeld, Sammelstelle und bester Freund.

Wie das zwischen mir und meinem Tagebuch so läuft, zeige ich nächste Woche im dritten Teil.

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