Eva Strittmatter - Wo so große Stille ist, hört man sie besser

Teil 2

Zwar hatten Erwin und Eva Strittmatter stets eine Wohnung in Berlin, doch der Lebensmittelpunkt war seit den 50er Jahren das Vorwerk Schulzenhof, nahe dem Dorf Dollgow im Kreis Gransee.

 

„Mein Mann liebt das Leben auf dem Land. Seine Herkunft vom Dorf ist da sicher bestimmend. … wie gesagt, die Bedingungen, die ein Schriftsteller auf dem Land für sein Leben und seine Arbeit hat, scheinen ihm günstiger als die in der Stadt. Man denkt hier mehr, man wird nicht abgelenkt, man schwatzt nicht soviel herum und kommt leichter in Kontakt zu den Menschen, mit denen mal als Nachbar wohnt … Hier, wo so große Stille ist, hört man sie besser.“ (Brief vom 13.2.1966)

 

Es war der Wunsch von Erwin Strittmatter, von Berlin aufs Land zu ziehen. Eva hat damit ihren Frieden gemacht.

 

Ich war ganz anders entworfen.

Hab einst Ästhetik studiert.

(Komisch: wie leicht man im Leben,

was man nicht braucht, verliert.)

Lebt man bei Bächen und Bäumen,

Wohnt zwischen Wurzeln und Wind,

Verlangt man selbst von den Träumen,

Daß sie faßbar sind.

(aus dem Gedicht „Ich“)

 

Vor zwei Jahren hatte ich in der Nähe zu tun und fuhr  durch die märkischen Wälder dorthin. Ich wollte gern Schulzenhof erleben! Was ich sah, waren einige Häuser, weite Wiesen, viele Bäume. Alles wirkte ganz normal, so wie sonst in Brandenburg auch. Ich war enttäuscht, hatte es mir bezaubernder vorgestellt. Da begriff ich: der Zauber Schulzenhofs stammt aus den Gedichten. Um die Poesie im Alltäglichen und in der ganz normalen Natur zu entdecken, braucht es wohl eine Gabe, wie sie Eva Strittmatter hatte.

 

Hierher bin ich gekommen.

Von hier geh ich hinaus.

Am Wegrand wacht die Distel.

In der Wiese wartet das Haus.

(aus dem Gedicht „Mein Dorf“)

Schulzenhof
Schulzenhof

Quellen:

Alle Gedicht-Zitate stammen aus dem Gedichtband: Ich mach ein Lied aus Stille. Erstausgabe 1973, Aufbau-Verlag. Die aktuelle Ausgabe dieses Buches verlose ich ab dem 23.4.

 

Die Briefe sind der dreibändigen Reihe: Eva Strittmatter: Briefe aus Schulzenhof. Hier Band I, 4. Auflage 1982, Aufbau-Verlag

 

Es gibt viele weitere Gedichtbände und auch eine Ausgabe sämtlicher Gedichte. Ich habe mich hier auf das zu verlosende Buch beschränkt, doch natürlich gilt es mehr zu entdecken.

 

Eine Biografie gibt es noch nicht. Empfehlenswert ist das Buch von Irmtraut Gutschke: Eva Strittmatter. Leib und Leben. 2008. Verlag Das Neue Berlin

In Gesprächen erinnert sich Eva Strittmatter an ihr Leben und Schreiben.

 

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Teil 1 zum Nachlesen

Ein Mensch für mich selbst

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Kommentare: 1
  • #1

    jahreszeitenbriefe (Mittwoch, 24 April 2013)

    Ja, Eva Strittmatter hatte es - das offene Herz und den achtsamen Blick, der uns die Poesie der Natur erschließt. Und sie hatte eine Beziehung zu den Wesen um sie her, gewachsen in den täglichen Gängen auf vertrauter und vertrauter werdenden und sich in Wetter und Jahreszeiten doch permanent ändernden Wegen. Lieben Gruß Ghislana