Wahrheit oder Inszenierung - vom Scheitern erzählen?

Angenommen, es läuft nicht so richtig. Oder es läuft alles gegen den Baum. Was ja bei einem solchen Projekt wahrscheinlich ist – jedenfalls phasenweise.

Wie ehrlich kann davon im Blog erzählt werden?

 

Ich kenne sehr wenige Beispiele, in denen Blogger von ihrem Scheitern berichten. Ziemlich oft ist die private Blogwelt heil. Blog-Wahrheit ist meist eine inszenierte Wahrheit. Gescheitert wird weniger öffentlich oder eben anonym auf anderen digitalen Wegen.

 

Gestern lief bei meiner Abschlussarbeit nicht viel. Ich steckte im zweiten Kapitel fest und weder Konzentration noch Inspiration standen mir zur Seite. Das war nicht toll – ein Drama war es aber auch nicht. Die Gefahr ist allerdings, dass aus einer solchen Flaute eine tagelange Windstille wird. Doch davor beschützt mich hoffentlich der Termindruck. Es muss vorangehen.

 

Wenn es aber nicht geht? Dann werde ich hier davon berichten. Wem nutzt eine Inszenierung als eine ohne Schwierigkeiten durch die Schreibtischwelten ziehende Fernstudentin? Ist es nicht besser, die Probleme anzugucken anstatt sie zu verstecken? Nur so ist daraus etwas zu lernen. Meine Lektion momentan: ich muss ausreichend schlafen.

 

So ist es nicht unbedingt leichter. Strahlend unbeschwert wäre mir lieber als müde und verzagt. Doch Ehrlichkeit, vor allem sich selbst gegenüber, ist besser. Auf Welche Art und Weise ich hier im Blog davon werde, wird sich zeigen.


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Kommentare: 1
  • #1

    Waelti (Sonntag, 29 Januar 2012 08:44)

    Hm, kleiner Einspruch: "Alles" gegen den Baum?
    Das mag im Moment so aussehen. Hoffentlich, mit ein bisschen Distanz, kann "man" erkennen dass eben nicht alles, na, wie auch immer...

    Dass wenige Blogger vom Scheitern berichten, das empfinde ich auch so. Ein bisschen kognitive Dissonanz gehört da auch noch mit bei. Kann, will ich überhaupt erkennen dass ich gescheitert bin? Das Gehirn ist zu faszinierenden Leistungen fähig, da wird sehr häufig eben alles passend zurecht gerückt.

    Menschlich, oft nicht schlimm.

    Doch andersrum ist das ja auch möglich: vor lauter kleinen Fehlschlägen können positive Dinge, die wahrscheinlich auch in einer Aktion enthalten sind, nicht mehr gesehen werden. Grau, dunkel, schwarz. Nicht nur die Theorie ist dann grau, das färbt auch auf 'das Leben' ab.

    Vermutlich hängt es sehr stark von der jeweiligen Persönlichkeit ab, ob über Scheitern berichtet werden *kann*. Und was denn als Scheitern empfunden wird. Den 'aktuellen Kontext' lasse ich weg. Es gibt ja auch noch das 'es kommt drauf an', wird sehr kompliziert ;)

    Wenn ich ein Optimum als Vorgabe nehme, dann scheitere ich oft. Und, als alter Mann kann ich da auch ab und zu drüber reden. Noch vor einigen Jahren war das undenkbar. Fehler machen? Scheitern? Nein, darf nicht sein.

    Und es kann eben nicht sein, was nicht sein darf. Ob sich hier Mann und Frau unterscheiden? Ich meine schon, wirklich wissen kann ich das ja nun mal nicht.

    Fehler machen ist nicht erlaubt. Nicht in unserer Kultur.
    Etwas übertrieben, den Kern trifft es aber schon?

    Nimm irgend ein Beispiel. Hm, was denn...
    ... ach ja, am Sonntag, Heute, einen 'guten' Blog Artikel schreiben. Da ist ja Zeit, der Kopf ist frei und nach vorne kommen möchte ich ja auch. Mehr Leser. Bessere Suchmaschinenpositionen.

    Zum Beispiel.

    Und nun, hart und direkt formuliert: In 50 Jahren bin ich tot. Ob ich nun heute einen guten Artikel geschrieben habe, oder gar keinen. Es wird mir wohl auf dem Sterbebett nicht durch den Kopf gehen: ich habe es am 29. Januar 2012 nicht geschafft einen guten Artikel zu schreiben.

    LG