Woher kommen Inspiration und Durchhaltevermögen? Kraft und Werk? Eine verblüffend einfache Antwort auf diese Frage, die viele umtreibt, bekam ich bei einem Urlaub auf der Ostseeinsel Usedom. Wir waren in Lüttenort – dem Refugium des Malers Otto Niemeyer Holstein (1896 – 1984) http://atelier-onh.koserower.de/index.php
Bei der empfehlenswerten Führung durch Wohnhaus und Atelier erfuhren wir, das Niemeyer zwei Dinge täglich machte. Täglich ging er an die Ostsee gehen und täglich ins Atelier. Worum es ihm beim Blick auf die geliebte Ostsee ging: Um die schmale Linie, wo sich die Elemente treffen und abstoßen. Das war sein Thema.
Täglich zur Ostsee und ins Atelier: das klingt einfach und geradezu simpel. Doch es gibt Tage, da ist das Wetter scheußlich. Da vors Haus gehen? Und es gibt Zeiten, da sprudelt die Kreativität nicht, da ist man leer und trocken wie die Wüste. Ganz leicht kann aus so einem Tag Pause eine lange Ebbe werden.
Täglich rausgehen und täglich ins Atelier – das ist eine Lebenshaltung, die auftanken lässt – in der Natur – und die dem kreativen Tun eine Routine gibt, die stützt. Das wollte ich für mich auch haben. Nun wohne ich nicht an der Ostsee. Und ich male nicht.
Ich habe für mich andere Punkte gefunden. Täglich die Horizontlinie der Berge suchen – dazu muss ich ein Stück gehen, dann sehe ich die Kette der hiesigen Gebirge. Und täglich schreiben. Selbst wenn es nur ein paar Zeilen sind. Das hält innerlich fit und lässt keine Blockaden aufkommen.
Wichtig ist, sich keine hohen Ansprüche zu setzen. Schreiben oder Malen oder etwas anderes.... Dieses aber täglich. Das allein zählt. Das Was ist zweitrangig und wird beeinflusst durch das was uns antreibt und speist. Von den Wellen der Ostsee oder dem blauen weitern Horizont. Was könnte das bei Ihnen sein? Was möchten Sie täglich tun?
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jahreszeitenbriefe (Mittwoch, 03 April 2013 17:13)
Ja, genau das ist es bei mir auch, täglich rausgehen und täglich "spielen", mit Farben, Mustern, Strukturen oder Worten...,sei es für mich oder beruflich. Vor zwei drei Jahren waren wir in Niemeyer-Holsteins Garten, eine der Oasen, in denen ich lange sitzenbleiben könnte...